Warum "Keine Werbung"?

 

Ich verzichte auf meinen Webseiten auf Werbung. Warum? Weil mich Werbung auf anderen Webseiten zumeist massiv nervt. Was ich selbst nicht mag und als Störung bis Zumutung empfinde, möchte ich meinen Lesern nicht zumuten.

 

Werbung ist als Finanzierungsmittel für "kostenlose" Angebote weitgehend akzeptiert, sogar Blogger, die ansonsten kritisch denken, hinterfragen dies kaum, ja nutzen Werbung teilweise massiv und verteidigen ihre Einnahmequelle noch, was ja auch irgendwie verständlich ist. Doch jedem sollte klar sein, dass es nichts umsonst gibt. Weder Wegwerffeuerzeuge noch Gratiszeitungen noch Privatfernsehen und -radio noch die Google-Suche noch "Freemail", und auch keine Nachrichtenportale, nicht Spiegel.de und nicht YouTube. Die Kosten dafür stecken in Produkten, die Sie und ich kaufen, und die dadurch teurer sind - teilweise ein Vielfaches ihres Herstellungspreises - als sie sein müssten. Dabei ist nicht die Umverteilung der Kosten das Problem - das Infame ist, dass diese Umverteilung hinter unser aller Rücken, ohne jede Einfluss- und Kontrollmöglichkeit geschieht. Jede Steuer, ja selbst die GEZ-Gebühr ist ehrlicher und demokratischer als die "Werbefinanzierung" von Angeboten. Mehr zu deren Absurditäten hier.

Es geht aber letztlich gar nicht um Gerechtigkeit. Sondern um Aufmerksamkeitsraub und Umweltzerstörung. Die Produktion von Werbung verbraucht Ressourcen, materielle wie geistige. Das hat sie mit jedem anderen Produkt gemeinsam. Doch anders als andere Produkte, die ihren Konsumenten einen Nutzen bringen, verbraucht Werbung selbst dann noch Ressourcen, wenn sie konsumiert wird. Sie verbraucht Energie, sie benötigt Platz, sie verschandelt Häuser und Landschaften, und sie verbraucht vor allem Konzentration und Aufmerksamkeit. "Verbraucht" klingt viel zu harmlos, jedenfalls bei Werbung, der man sich nicht entziehen kann, also Fernseh- und Radiowerbung sowie der Werbung auf Webseiten. Hier wird Aufmerksamkeit regelrecht geraubt, und kein Aukleber "keine Werbung einwerfen" schützt davor, höchstens ein Werbeblocker. Dass heute selbst Kinderfilme von Werbung (für meist ungesunde Produkte) unterbrochen werden dürfen, ist eine Form von Missbrauch, gegen die leider kaum jemand etwas unternimmt.

Die Tatsache, nur den Produzenten Nutzen zu bringen, und den Konsumenten eher zu schaden, hat Werbung mit einer anderen großen Klasse von Produkten gemeinsam: den Waffen. Was wir täglich auf den Bildschirmen erleben, was uns unübersehbar und unüberhörbar überschwemmt, ist ein Kalter Krieg der Systeme, hier Konkurrenten oder verharmlosend "Mitbewerber" genannt, die versuchen, sich gegenseitig totzurüsten. Und es wird dabei genauso viel gefälscht und gelogen, es wird genausowenig Rücksicht auf den genommen, um den es angeblich geht - den Menschen, auch Konsument genannt - wie im echten (Kalten) Krieg.

Ich übersehe nicht, dass Werbung auch Information FÜR den Konsumenten darstellt, also diesem doch manchmal Nutzen bringt. Gemessen am Aufwand ist dieser Nutzen jedoch marginal. Wer sich wirklich informieren und die Vor- und Nachteile von Produkten vergleichen möchte, zieht eher unabhängige Tests und Vergleichsseiten, die es ja im Internet reichlich gibt, zu Rate. Dennoch verdamme ich Werbung nicht in Bausch und Bogen. Die Beilage in der Zeitung, die Anzeige im Computermagazin, ja selbst der anhand meines Suchworts ausgewählte Werbe-Hinweis von Google Ads kann mir willkommen sein. Werbende Information, die zu den gerade aktuellen Interessen passt, ist in der Regel willkommen. Je weiter sie aber davon abweicht, desto mehr ist sie Störung, Belästigung. Wenn ich Musik hören will, begrüße ich vielleicht die Werbung für die CD oder das nächste Konzert des Musikers - doch was soll die Auto- oder Waschmittelwerbung in diesem Zusammenhang? Die allermeiste Werbung in elektronischen Medien, egal ob Radio, Fernsehen oder Internet, ist nicht Information, sondern Vergewaltigung.

 

Nein, Werbung ist nicht die Wurzel allen Übels. Aber sie ist ein Übel, das wie ein Unkraut mehr und mehr alle Bereiche unseres Lebens durchwuchert. Werbung ist audiovisuelle Umweltverschmutzung. Ich kann mir vorstellen, dass sie in ein paar Jahrzehnten ähnlich angesehen wird wie heute das Rauchen, dass man ihre Einflusssphären erst begrenzt und eines Tages unverlangte Werbung ächtet wie Landminen.

 

Bleibt die Frage, wie sich "kostenlose" Angebote denn finanzieren sollen. Eine schnelle Antwort darauf habe ich nicht. Es gibt aber zahlreiche Ideen und Ansätze, von der Kulturflatrate über eine Art Steuer bis zu "Flattr", dem neuen Spendenmodell, und Einzelspenden. Alle diese Systeme sind gerechter, ehrlicher und demokratischer als die Finanzierung durch Werbung. Wobei der Appel an die Spendenbereitschaft mir ein wenig hilflos vorkommt (und eigentlich das "Kostenlos"-Modell konterkariert). Dennoch nutze auch ich diese Methode. Es gibt zur Zeit keinen Königsweg. Aber die selbstverständliche Akzeptanz von Werbung als "unverzichtbarer" Finanzierungsquelle (selbst für GEZ-finanzierte Rundfunkanstalten!) verhindert das Ausprobieren, ja selbst das Nachdenken über Alternativen.

 

Machen wir einen Anfang. Verzichten wir auf Werbung! Als Anbieter wie als Konsument haben Sie viele Möglichkeiten, sich unverlangter Werbung zu entziehen. Und wo das nicht möglich ist, können Sie immer noch den "Sender" wechseln.

 

Ralph Altmann, im Juli 2010

 

 

Gott als Schnäppchen bei ebay - gefunden vor ein paar Jahren im Internet.

noADS - keine Werbung

noADS steht für "Keine Werbung" (engl. Advertisement, kurz Ads, genannt). ADS ist auch das Kürzel für "Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom", eine bei Kindern zunehmende Störung, die vermutlich mit auf die ständige Reizüberflutung in unserer Medienwelt zurückgeht.

Die folgenden noADS-Logos dürfen Sie herunterladen und auf Ihrer Webseite einbinden - vorausgesetzt, diese enthalten keine bezahlte Werbung und keine bezahlten Links.